02.02.2017

Eine Gefahrenquelle?

Tram-Haltestangen in X-Form „problematisch“ für Sehbehinderte und Blinde

LUXEMBURG
JACQUELINE KIMMER

Die Tram-Haltestangen in X-Form stellen für Sehbehinderte und Blinde nach Meinung der Vereinigung „Chiens Guides d’Aveugles Luxembourg“ ein Problem dar Fotos: Luxtram

Noch ist sie nicht da, und doch sorgt die Tram bereits für reichlich Gesprächsstoff hierzulande. Die neulich auf RTL im „Top Thema Magazin“ ausgestrahlte Reportage über die Produktion der luxemburgischen Tram im spanischen Saragossa hat nun die Vereinigung „Chiens Guides d’Aveugles Luxembourg“ auf den Plan gerufen, die den Innenbereich der Tram als „problematisch“ für Sehbehinderte und Blinde erachtet.

Trotz Änderung bleibt Gefahrenquelle bestehen

Wie Roland Welter, Präsident der Vereinigung, festhält, wurden bereits beim ersten Begehen eines baugleichen Musters der Tram, das Vertretern verschiedener Behinderten-Organisationen im Dezember 2015 zur Begutachtung vorgeführt wurde, Mängel festgestellt. „Schon beim ersten Begehen stießen sich die blinden Teilnehmer die Köpfe an der Haltestange in Y-Form an“. Und weiter weist der Präsident Welter darauf hin, dass Sehbehinderte oder blinde Menschen, die ihren Weg mit einem taktilen Langstock erkunden, den unteren Teil der Y-Stange ertasteten. Sie erkannten das Hindernis und wollten es umgehen, dabei stießen sie sich „den Kopf an dem viel breiteren oberen Teil der Haltestange an“.

Daraufhin wurde die „multidisziplinäre Expertengruppe für Acceessibility“ (MEGA) der ADAPTH („Centre de compétence national pour l’accessibilité des bâtiments“) aktiv: Sie informierte die Tram-Betreibergesellschaft über die Gefahr der Y-Haltestange und erbat eine schnellstmögliche Korrektur. Luxtram reagierte und aus der Haltestange in Y-Form wurde eine Haltestange in X-Form, wie sie nun in Saragossa eingebaut wird. Aber auch mit einer Haltestange in X-Form ist für die Blindenvereinigung die „Gefahrenquelle nicht gebannt“, denn der untere Teil des X ist „wesentlich schmaler als das Oberteil“.

Bei einem neuen Projekt undenkbar

Gerade weil die Meinung der Expertengruppe eingeholt wurde, kann die Vereinigung nicht nachvollziehen, weshalb hier keine Änderungen erfolgten. Auch wenn es bei bestehenden Transportmitteln oftmals schwierig ist, Anpassungen vorzunehmen, wofür der Präsident der „Chiens Guides d’Aveugles Luxembourg“ übrigens Verständnis hat, müsste es doch bei einer neuen Produktion möglich sein.
Welter befürchtet, dass es sich herumspricht, dass Probleme bestehen und dann benutzt niemand die Tram, die seiner Meinung nach „ein großartiges, neues Projekt“ ist. Die Betreibengesellschaft Luxtram weist darauf hin, dass die Form der Haltestange umgeändert wurde. Ein Unterfangen, über das die ADAPTH im Mai vergangenen Jahres informiert wurde. Weitere Änderungswünsche habe es nicht gegeben.