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REVUE

08.04.1999

Vertrauen auf vier Pfoten

Blindenhunde

von Gaby Brunke

Bildbeschreibung: Josiane mit ihrem Führhund Laos gehen eine Treppe herab

Josiane Rommes (29 J.) ist blind. Der tägliche Weg zur Arbeit bereitet ihr trotzdem keine Probleme. Daß das so ist, verdankt sie Labrador-Retriever-Mischling "Laos", einem von insgesamt 4 Blindenhunden in Luxemburg, der ihr seit 3 Jahren treu zur Seite steht und sie sicher durch die Tücken des Alltags bringt.

Die Hauptaufgabe der sorgfältig ausgewählten und während einer mehrmonatigen Ausbildung trainierten Blindenhunde besteht darin, auf derStraße nach Hindernissen Ausschau zu halten (Baustellen, Unebenheiten, Bordsteine, etc.) und ihre Besitzer daran vorbeizuführen. Und das scheint zu funktionieren. Josiane, die im Alter von 14 Jahren durch einen tragischen Unfall von einem Tag auf den anderen ihr Augenlicht verlor, ist heilfroh, daß sie ihren Laos hat: "Vieles ist einfacher geworden. Früher mußte ich mit dem Stock durch die Gegend laufen, heute kann ich mich auf meinen Hund verlassen und fühle mich viel sicherer. Meist laufe ich so schnell, daß die anderen kaum mitkommen."

Bildbeschreibung: Renée und Führhund Lupi gehen über die Strasse

Bildtext: Renée unterwegs: Dank Lupi werden Bordsteinkanten nicht zu Stolpersteinen

Ihre 31jährige Freundin Renée Mischel, ebenfalls vollkommen blind und seit 2 Jahren stolze Besitzerin von Labrador-Rüde Lupi (4 1/2 J.) kann das nur bestätigen: "Der Hund ist eine Bereicherung. Er begleitet mich überall hin, z.B. wenn ich meine Kinder von der Schule abhole, wenn wir zum Spielplatz gehen, wenn ich meine Einkäufe erledige oder wenn ich zum Arzt muß." Negative Reaktionen von hundefeindlichen Menschen gibt es glücklicherweise selten. "Hunde bleiben draußen"-Schilder haben für Blindenhunde keine Gültigkeit. Unangenehme Erfahrungen muß die junge Frau und 4fache Mutter, der man ihre Behinderung nicht sofort ansieht, hin und wieder trotzdem machen: "Es gibt immer noch Leute, die nicht wissen, wozu das Blindengeschirr gut ist. "Die sehen dann nur den großen Hund und meinen, daß ich ihnen auf dem Bürgersteig ausweichen muß. Da kommt es schon mal vor, daß ich angeschnauzt werde, warum ich denn nicht aus dem Weg gehe." Die Reaktion mancher Mitbürger fuhren beide Frauen auf die mangelnde Aufklärung zurück.

Das liegt vielleicht auch daran, daß Blindenhunde in Luxemburg nicht gerade zum alltäglichen Straßenbild gehören. (Man setzt heute übrigens lieber Labradore oder Labrador-Retriever-Mischlinge ein, weil Schäferhunde bei vielen Mitmenschen eine negative Reaktion hervorrufen.) Zwar gibt es im Land rund 600 stark sehbehinderte Menschen (davon sind 70 Prozent über 60 Jahre alt), aber nur sehr wenige, die wirklich blind sind. Laut Meinung von Roger Hoffmann ("Association des Aveugles du Luxembourg a.s.b.l") ist die Anschaffung eines Blindenhundes (Kosten rund 500.000 LUF) aber nur dann gerechtfertigt," wenn jemand wirklich gar nichts mehr sehen kann, außerdem das richtige Alter hat (nicht zu jung und nicht zu alt) sowie keine Mehrfachbehinderung vorliegt". Er hält es für völlig unangemessen, sich einen Blindenhund zu holen, nur weil man sehr schlecht sieht, und würde einen solchen Wunsch auch nicht unterstützen, weiß aber, "daß es solche Fälle - auch in Luxemburg - gibt".

Bildbeschreibung: Josiane und Renée mit ihren Führhunden Laos und Lupi

Bildtext: Wie alle Hunde, freuen sich auch Laos und Lupi aufs "Gassi gehen"

Ganz unerheblich war seine Einschätzung bisher nicht, da die Kostenübernahme eines solchen Hundes in der Vergangenheit überhaupt nicht geklärt war. Mal spendete, wie im Fall von Josiane, ein Service-Club, mal gab der Blindenverein etwas dazu, wie bei Renée. Das ist nun anders. Seit 1.1.1999 werden die Kosten (nach genauer Prüfung der Notwendigkeit) von der Pflegeversicherung übernommen.

Blindenhunde sind keine Roboter

Trotz der Vorteile, die ein Blindenhund bietet, darf man keine Wunder erwarten. Renée und Josiane sagen darum auch ganz deutlich: "Auch ein sehr gut ausgebildeter Hund kann mal einen Fehler machen. Hundertprozentig kann man sich nicht auf ihn verlassen. Man muß schon mitdenken und ihm natürlich ganz klare Anweisungen geben." Gerade in kritischen Situationen, wie z. B. beim Überqueren einer Kreuzung mit Ampelschaltung, sollten sich blinde Menschen nicht nur auf ihren Hund (obwohl diese darauf trainiert sind, eine rote Ampel zu erkennen), sondern zusätzlich auf ihr Gehör verlassen. Noch sicherer sind natürlich Ampelanlagen mit Blindensystemen, die aber leider nicht überall installiert sind.

Daß es sich bei Blindenhunden nicht um Roboter, sondern um lebendige Wesen mit fast menschlichen Schwächen handelt, zeigt sich des öfteren. Labrador Laos kann sich z. B. überhaupt nicht mit dem Gedanken anfreunden, in einer Schlange anstehen zu müssen und führt sein Frauchen darum grundsätzlich an den Wartenden vorbei. Dieses Schauspiel wiederholt sich beinahe jeden Mittag in der betriebseigene Kantine der Gendarmerie, in der Josiane als Schreibkraft tätig ist. Der Hund denkt praktisch, Josiane ist es peinlich: "Ich möchte mich ja gar nicht vordrängen, kann mich aber manchmal gar nicht dagegen wehren." Ihre Freundin Renée sieht das ganze etwas gelassener: "Laos ist eben einer von der schnellen Truppe. Der weiß genau, was er will."

Bildbeschreibung: Josiane und Laos an einer Blindenampel

Bildtext: Auf Nummer Sicher: Ampeln mit akustischen Signalen erleichtern das Übergehen zusätzlich

Ausgebildet werden die Hunde in Deutschland, Belgien oder Frankreich. Mit dem Training beginnt man, wenn die Hunde ca. 1 Jahr alt sind, in der Zeit davor werden sie in sogenannten Gastfamilien untergebracht. Während ihrer "Lehrzeit" lernen die Hunde rund 20 Kommandos, die sie dann später einwandfrei umsetzen können müssen. Dazu gehört z. B. das Erkennen von Zebrastreifen, das Aufspüren einer Telefonzelle oder des nächsten Geldautomaten und das Finden eines freien Platzes in einem Zugabteil. Trainiert wird übrigens nicht auf einem abgelegenen Trainingsplatz, sondern direkt vor Ort, also dort, wo der Hund später auch eingesetzt werden soll.

Für jeden Topf der richtige Deckel

Nicht jeder Hund paßt zu jedem Menschen und umgekehrt. Es wird darum vorher mit Hilfe eines ausführlichen Fragebogens geprüft, was der spätere Besitzer von seinem Hund erwartet, um eventuelle Enttäuschungen zu vermeiden. So wird man einem älteren Menschen mit einem "Wildfang" keine Freude machen, einem zurückhaltenden Zeitgenossen aber mit einem dominanten Hund vielleicht etwas aus der Reserve locken. Ist die Temperamentfrage geklärt, geht es darum, den Charakter abzuchecken. Die richtige Wahl trifft letztendlich der Trainer, der übrigens oft ebenfalls blind oder zumindest stark sehbehindert ist. Dieser bleibt auch nach der Ausbildung mit dem neuen Hundebesitzer in Kontakt, um das Gelernte aufzufrischen oder Korrekturen vorzunehmen. Damit die "Teamarbeit" später reibungslos funktioniert, sollte der Hund nur eine feste Bezugsperson haben. Streicheln von Fremden ist erlaubt, Gassi gehen, Futter geben und Befehle erteilen sollte hingegen nur der Besitzer.

Bildbeschreibung: Josiane am Arbeitsplatz, Laos liegt daneben

Bildtext: Laos genießt Sonderrechte und darf mit ins Büro

Ganz wichtig ist es, die Hunde für ihre Leistungen regelmäßig zu loben oder (ab und zu) mit Leckerlis zu belohnen. Hält man sich nicht daran, verlieren die Hunde über kurz oder lang den Spaß an diesem "Spiel". Andererseits kommt man leider auch nicht drum herum, die Hunde zu tadeln, wenn sie etwas falsch gemacht haben. Blinde können sich ein fehlerhaftes Verhalten im Straßenverkehr nicht leisten! Das fällt nicht immer leicht. Auch Renée hatte anfangs Schwierigkeiten, Lupi für gemachte Fehler zu bestrafen: "Ich wurde deswegen mehrmals auf der Straße angemeckert, weil die Leute dachten, ich behandele meinen Hund schlecht. Da mir das unangenehm war, habe ich dann nichts mehr gemacht, wenn andere Leute in der Nähe waren. Im nachhinein war das ein Fehler." Heute weiß sie: "Man muß sich von Anfang an durchsetzen, sonst bekommt man die Macken nicht mehr heraus."

Und auch Josiane gibt zu: "Die Hunde gehorchen nicht immer so, wie sie sollen." Außerdem seien die Hunde natürlich nicht dumm und wüßten ganz genau, wo die Schwächen ihrer Besitzer lägen. Auch Lupi hat seine kleine Macke. Ab und zu kommt es vor, so Renée "daß er beim täglichen Weg zur Schule plötzlich zweimal die Runde dreht. Ich glaube, er will dann einfach testen, ob ich es bemerke." Im großen und ganzen aber sind Josiane und Renée mit ihren beiden Beschützern sehr zufrieden. "Immerhin bin ich noch nie in ein Loch gefallen oder gegen eine Laterne gelaufen", sagt Renée lachend.

 

 

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