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Luxemburger Wort
01.12.2004

Sehbehindert oder blind

Nützliche Begleiter auf Samtpfoten

Labrador, Golden Retriever, Flat Coated und Deutscher Schäferhund im Dienste des Menschen
Foto: Direktor Raymond Ney und Präsident Jean-Paul Arnould
Direktor Raymond Ney (l.) und Präsident Jean-Paul Arnould von der Ecole Marguerite Puhl-Demange in Metz-Woippy. (Photo: Teddy Jaans)

(mil) - Sich im alltäglichen Leben zurechtzufinden ist für behinderte Menschen in unserer schnelllebigen Zeit sicherlich nicht leicht. Überall lauern Gefahren, und dies schon für Menschen, denen es gegönnt ist, alles mit eigenen Augen erkunden und sehen zu können. Für sehbehinderte oder komplett blinde Mitmenschen sind diese Gefahren um so größer. Damit Letztere sich jedoch im Alltag zurecht finden, wird beständig nach Mitteln - sowohl in medizinischer als auch materieller Hinsicht - geforscht.

Eine dieser Hilfen ist ohne Zweifel ein speziell für solche Leiden ausgebildeter, ständiger Begleiter auf Samtpfoten - ein Hund. Verantwortlich für die Ausbildung von solchen zeichnet u.a. die 2001 auf Initiative des Zentrums Paul Corteville aus Wasquehal (F) gegründete "Association des chiens guides du Grand Est", deren Ausbildungszentrum "Ecole Marguerite Puhl-Demange" sich in MetzWoippy befindet.

Zurzeit werden in diesem von Raymond Ney geleiteten Zentrum für Ausbildung von Hunden, die zum ständigen Begleiter von sehbehinderten und blinden Menschen werden sollen, etwa zehn Tiere pro Jahr geschult. Um sich jedoch der immer größeren Nachfrage anzupassen, sollen jährlich 15 Hunde ausgebildet werden.

Bedarf liegt bei 140 bis 150 Duos Mensch/Hund

Laut beiden Hauptverantwortlichen des Metzer Zentrums zählt die Region "Grand Est", zu der neben Elsass, Lorraine, FrancheComté auch Luxemburg gehört, etwa 60 "ausgebildete" Duos Mensch/Hund. Der eigentliche Bedarf liegt jedoch zwischen 140 und 150 Paaren, dies in einem Einzugsgebiet von etwa zwei Millionen Menschen. War das Zentrum in MetzWoippy bisher finanziell abhängig vom Mutterhaus "Centre Paul Corteville" in Wasquehal, übrigens erstes Zentrum zur Ausbildung von Blindenhunden in Frankreich, so soll dies ab dem 1. Januar 2005 anders werden. Dann muss die Ausbildungsstätte in Lothringen selbst für seine Kosten - ungefähr 300000 Euro im Jahr - aufkommen. Das benötigte Geld kommt zurzeit dank der Hilfe von etwa 5000 Spendern oder von Service Clubs - Lions, Kiwanis und Soroptimist - zusammen.

Laut Raymond Ney eignen sich Labrador und Golden Retriever am besten als Begleiter für sehbehinderte und blinde Mitmenschen. Seit einiger Zeit laufen, und dies mit großem Erfolg, Versuche mit Flat coated - eine Mischung zwischen beiden erstgenannten Rassen - und Deutschem Schäferhund. "Diese vier Rassen sind vom physischen und intellektuellem Standpunkt bereits nach einem Jahr komplett entwickelt. Zudem besitzen sie hohe Lern- und Anpassungsfähigkeit. Schließlich haben diese Hunde sehr viel Spaß am Arbeiten und an der Beziehung zum Menschen," so der Direktor.

Da sich nicht jedes Tier als Begleiter für behinderte Menschen eignet, besitzt das Zentrum in Metz genau wie das Mutterhaus im Norden Frankreichs seine eigene Zuchtstation, in der die Tiere bereits nach zehn Tagen auf ihren späteren Einsatz vorbereitet werden. "Momentan ist die Zucht unserer eigenen Station sehr erfolgreich. Acht von zehn Tieren können für unsere Zwecke genutzt werden," so Raymond Ney. Ein Teil der Hunde kommt jedoch auch von Privatzüchtern. Hier liege jedoch die Quote bei circa 50 Prozent wesentlich niedriger.

Ab der zehnten Woche kommen die Tiere dann während zwölf Monaten in Pflegefamilien, die die Ausbildung unter Aufsicht der hauptberuflichen Ausbilder des Zentrums in Metz einleiten. Zu diesem Teil der Ausbildung gehören u.a. Unterordnung, Kontakt mit der Öffentlichkeit und den Geräuschen des Alltags sowie Benutzung der öffentlichen Transportmittel.

Spezifische Ausbildung zum Begleithund ab einem Jahr

Nach einem Jahr kommen die Hunde zurück ins Zentrum, wo mit ihrer spezifischen Ausbildung zum alltäglichen Begleiter von sehbehinderten und blinden Menschen begonnen wird. Dieser Teil zieht sich je nach Hund sechs und zwölf Monaten hin. Da sich die behinderte Person 100-prozentig auf ihren vierbeinigen Begleiter verlassen muss, wird das Tier gelehrt, auf Hindernisse wie Bürgersteige, Treppen, Verkehrsampeln oder sonstige Gegenstände hin zu weisen. Dann muss der Vierbeiner seinem menschlichen Begleiter Türen und Türklinken, Druckknöpfe bei Verkehrsampeln, Bankschalter und ähnliches anzeigen. Zu diesem Teil der Ausbildung gehört ebenfalls das Training zusammen mit dem künftigen Besitzer. Der letzte und wohl schwierigste Teil der Ausbildung ist laut Raymond Ney zu erlernen, den Gehorsam zu verweigern. "Dabei geht es darum, gefährliche Befehle vom menschlichen Begleiter - bei Rot an der Verkehrsampel oder wenn sich ein Auto nähert über die Straße zu gehen - nicht auszuführen", so der Verantwortliche. Nach dieser letzten Abstimmung werden Hund und Begleiter dann zum Paar und dies für circa zehn Jahre, dies natürlich unter der Aufsicht Zentrums.

In Luxemburg unterstützen die "Amis et maîtres de chiens guides d'aveugles" das Zentrum in MetzWoippy. Bisher wurden dort auch vier Hunde für Luxemburger sehbehinderte oder blinde Mitmenschen ausgebildet.



Volle Konzentration notwendig

Wünsche eines Blindenhundes

Tier soll nicht von Fremden gestreichelt werden

Ablenken verboten. (Photo: Teddy Jaans)

Damit ein Blindenhund sich voll auf die Begleitung seines Besitzers konzentrieren kann, gelten für die "Außenwelt" einige Ratschläge. Dazu gehört, den Begleiter auf vier Pfoten, wenn er sein Arbeitsgeschirr trägt, weder zu streicheln noch zu locken. Im Allgemeinen zählt auch, ihn nicht zu füttern.

Fremde Hunde sind zurückzuhalten, obwohl die Ausbildung der Begleithunde Zurückhaltung gegenüber Artgenossen vorsieht. Verunsichert wird ein Begleithund für sehbehinderte oder blinde Menschen, wenn man ihn während der Erledigung seiner schwierigen Aufgaben am Hundegeschirr festhält oder ihn anfasst. Fasst man den Besitzer des Tieres an, so ist es von Vorteil, wenn man ihn zuvor anspricht, damit der Hund die Absichten erkennt. Dabei soll man sich immer auf der rechten Seite des Hundes und der Begleitperson aufhalten und dieser den eigenen linken Arm anbieten.

Trotzdem sieht der Hund, der immer voll konzentriert sein muss, es gerne, wenn man ihm hilft. So kann man Herrchen oder Frauchen z.B. aufmerksam machen, wann die Verkehrsampel auf Grün steht, da der vierbeinige Begleiter keine Farben deuten kann. Eine weitere Hilfe besteht darin, ein aufzusuchendes Gebäude anzugeben, da der Hund keine Zahlen lesen kann. Bei der Benutzung des öffentlichen Transportes ist es von großer Hilfe für das Duo Hund/ Mensch, über die Richtung, in die der Bus oder Zug fährt, zu informieren und Haltestellen aufzuzählen.



Besitz eines Begleithundes

Zu befolgende Prozeduren

Arbeitstier ist auch Gesellschafter

Um in den Besitz eines Begleithundes zu kommen, sind verschiedene Vorschriften zu beachten. Um einen Antrag ausfüllen zu können, muss der Antragsteller den Vorschriften der "Organisation mondiale de la Santé" nach als sehbehindert oder blind anerkannt sein.

Dann ist es ebenfalls Vorschrift, sich ohne fremde Hilfe fortbewegen zu können. Die schriftliche Akte wird von den Verantwortlichen der "Ecole Marguerite PuhlDemange" überprüft, in deren Ermessen es liegt, wem ein vierbeiniger ausgebildeter Begleiter zur Verfügung gestellt wird und wem nicht. Beachten müssen zukünftige Besitzer, dass der Hund nicht nur Arbeitstier sondern auch ein Gesellschafter ist. Um das Tier bei Laune zu halten, ist es deshalb von größter Wichtigkeit, ihm die nötige Sorgfalt zukommen zu lassen. Der Hund muss zum echten Lebensgefährten werden.

Obwohl das Tier Besitz der "Association des chiens guides du Grand Est" bleibt, ist es am Hundehalter, für ordentliche Haltung und Nahrung sowie medizinische Pflege aufzukommen. Letztere kann durch eine Spezialversicherung gewährleistet werden.

Nachdem der Hund seine komplette Ausbildung durchlaufen hat, kommt es zu einer 14-tägigen Probezeit, während der Mensch und Tier aufeinander abgestimmt werden. Dazu gehören eine Woche Aufenthalt im Zentrum in Metz sowie eine Woche in der Umgebung, in der sich der Führhund in Zukunft zu bewegen hat.



Finanzielle Unterstützung

"Noël de Joie" als Ursprung


Ursprung der finanziellen Unterstützung des Ausbildungszentrums in Metz-Woippy ist die Weihnachtsaktion "Noël de Joie", die seit Jahren von der französischen Zeitung "Le Républicain Lorrain" organisiert wird. Deshalb ist es umso verständlicher, dass die Ausbildungsstätte für Begleithunde von sehbehinderten oder blinden Mitmenschen den Namen der verstorbenen Direktorin Marguerite Puhl-Demange trägt. Durch einen französischen Gesetzestext von 1908 wurde die "Association des chiens guides du Grand Est" als von öffentlichem Nutzen erklärt. Geldspenden sind deshalb teilweise steuerfrei.

Die Luxemburger Gesellschaft "Amis et maîtres de chiens guides d'aveugles", die im Verwaltungsrat der "Ecole Marguerite Puhl-Demange" vertreten ist, kann man durch einen Mitgliedsbeitrag von mindestens fünf Euro auf das Konto LU55 0090 0000 1196 5514 bei der "Banque et Caisse Raiffeisen" mit dem Vermerk "Beitrag" oder durch eine Spende auf das Konto LU62 0019 1255 4256 4000 bei der "Banque et Caisse d'Epargne de l'Etat" mit dem Vermerk "Spende" unterstützen.

Informationen und Kontakte

Um weitere Informationen zur Ausbildung und zur Verfügungstellung von Führhunden für sehbehinderte oder blinde Mitmenschen zu erlangen, kann man in Luxemburg die "Amis et maîtres de chiens guides d'aveugles" mit seinem Präsidenten Roland Welter unter der Adresse: 5, Rue de Luxembourg, L-4811 Rodange kontaktieren. Weitere Kontakte sind über E-Mail: secretariat@chienguide.org oder im Internet: www.chienguide.org möglich. Adresse der "Association des chiens guides Grand Est":10, Route de Thionville, F-57140 MetzWoippy, Tél. 0033 3 87331436 ; Fax: 0033 3 87331403 ; E-Mail: site.chienguide@wanadoo.fr.

Zu bemerken ist noch, dass die "Ecole Marguerite Puhl-Demange" der "Fédération française des associations de chiens guides d'aveugles" (FFAC) angeschlossen ist.

Weitere Informationen, sowohl zur "Ecole Marguerite Puhl-Demange" als auch zur Luxemburger Vereinigung sind am kommenden Freitag, dem 3. Dezember ab 19 Uhr, während der Generalversammlung der "Amis et maîtres de chiens guides d'aveugles", die im Kulturzentrum (167, rue de Trèves) in Luxemburg-Cents stattfindet, zu erfahren.

 

 

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Chiens Guides d'Aveugles au Luxembourg   -   www.chienguide.org