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Luxemburger Wort

16.03.2006

Blindenhunde können lebenswichtige Begleiter für Sehbehinderte sein

Festes Vertrauen in den "besten Freund"

Präsident der "Amis et Maîtres de Chiens Guides d'Aveugles au Luxembourg" wirbt für die Tiere als Alltagshilfe

Sehbehinderte haben im Alltag mannigfaltige Probleme zu bewältigen. Überall lauern Fallstricke und Stolperfallen, in die sie treten können. Das ist der Grund, weshalb die "Amis et Maîtres de Chiens Guides d'Aveugles au Luxembourg" (A.M.C.G.A.L.) sich auf die Fahnen geschrieben haben, Sehbehinderten Blindenhunde zu vermitteln. Präsident Roland Welter hat selbst seit Jahren einen solchen treuen Freund, der ihm über Stock und Stein und an Hindernissen vorbeihilft.

Foto: Vereinspräsident Roland Welter mit Führhündin Orfee

"A.M.C.G.A.L."-Präsident Roland Welter mit seiner Blindenführhündin Orfee bei einem Stadtbummel in Rodange.    (Foto: Birgit Pfaus-Ravida)

Wer bei Roland Welter in Rodange an der Tür klingelt, dem schallt sofort ein lautes Bellen entgegen; erst, wenn Wachhund Sam eingesperrt ist, kann Herrchen Welter die Tür öffnen. Die altdeutsche Schäferhündin Orfee hingegen hält sich im Hintergrund und schaut den Besucher neugierig aus großen, braunen Augen an. Bei uns gibt es eine klare Arbeitsteilung", sagt Roland Welter lächelnd. "Sam ist der Wachhund, Orfee der Blindenhund. So gibt es für die Tiere keine Konkurrenzsituation."

Ein Hund, der mitdenkt - Schritt für Schritt

Wenn Roland Welter mit Orfee nach draußen geht, schlüpft die Hündin fast von selbst in das weiße Führ-Geschirr hinein. "Durch den Bügel spüre ich ihre Bewegungen", erläutert Welter. Dann geht es los, Schritt für Schritt. Bei jedem Hindernis, jeder Treppe, bleibt Orfee stehen. Wenn Welter "avance!" sagt, geht sie langsam weiter. Auch am Bürgersteig und am Zebrastreifen stoppt sie, bis weitere Befehle kommen. "Ich muss den Weg kennen, muss sagen, wo es lang geht, also, ob links oder rechts. Gibt es einen neuen Weg, muss den ein Blinder schon erst einmal mit einem Sehenden ablaufen, damit er dem Hund sagen kann, wo es langgeht", erläutert er das Prinzip.

Trotzdem: Wenn ein gefährliches Hindernis da ist, muss der Hund den Befehl verweigern. Und darin liegt die Herausforderung für das Tier.

Der achtjährige Wachhund Sam ist bei dem Spaziergang nicht dabei. Er war der erste Hund, den Roland Welter zu Hause hatte. Vor etwa sieben Jahren trat bei Welter eine so genannte Makula-Degeneration am rechten Auge auf - dabei wird das Sehen in der Mitte des Blickfelds herabgesetzt. Schon als junger Mann hatte der heute 50-Jährige Probleme mit den Augen, bekam mit 18 grauen Star, mit 24 Retinitis Pigmentosa, also Gesichtsfeldverengung, dazu kam noch Nachtblindheit. "Das war schon heftig", sagt Welter. Er musste seinen Beruf als Heizungsinstallateur aufgeben, arbeitete bei verschiedenen Stellen, schließlich im Büro der travailleurs handicapés". "Es war ein schwerer Schritt, zu sagen, okay, ich habe ein Handicap", sagt Welter. Heute sieht er nur noch in der Mitte des Gesichtsfelds, kann sehr wohl lesen, doch im Alltag und draußen ist es schwer für ihn. Es ist möglich, dass Roland Welter ganz erblindet. Darum hat er die Braille-Schrift gelernt - und sich eben dafür entschieden, einen Blindenhund anzuschaffen. Sein Sam war dafür nicht geeignet - also, woher ein so trainiertes Tier nehmen?

Der Verein unterstützt Blindenführhund-Schulen

"In Luxemburg wusste niemand, wie man an einen Blindenhund kommt. Es gibt keine Blindenführhunde-Schule", so Welter. Über eine junge Frau, die Blindenführhundausbilderin werden und das in Frankreich lernen wollte, kam er an eine solche Schule im 600 Kilometer entfernten Limoges (Frankreich). Er beschrieb seine Krankheit, aber auch seine Hobbies wollte man wissen - alles Dinge, bei denen der Hund den Patienten begleitet. Vor Ort stellte ihm die Schule eine Wohnung; drei Tage lang wurde er instruiert, wie man mit einem Blindenhund umgeht, wurde dabei beobachtet, verbessert, "und ein paar Mal mussten sie mich mit dem Tier von der Straße ziehen, weil ich zu schnell vorgeprescht bin", erinnert sich Welter schmunzelnd.

14 Tage nach dem "Testlauf` dann das Schreiben der Schule: "Sie sind als Kandidat für einen Hund geeignet - aber es kann dauern." Bis zu zwei Jahren. Doch Welter hatte Glück: Nach zwölf Monaten kam der ersehnte Brief. Zwei Wochen nahm sich Welter frei, gewöhnte sich vor Ort an "seinen" Hund - an Orfee. Seither hilft sie ihm - wenn er mit ihr französisch spricht, denn das ist die Sprache, in der sie die Befehle gelernt hat. Der Hund gehört weiterhin der Schule. Jedes Jahr wird nachgefragt, ob es ihm gut geht.

Alle Leistungen waren für Roland Welter kostenlos. "Da dachte ich: Ich möchte mich dankbar erweisen, aber auch anderen Sehbehinderten ermöglichen, einen Hund zu bekommen." Auch die Möglichkeit, sich als Sehbehinderte untereinander auszutauschen, sollte geschaffen werden. So wurde im Jahr 2001 der Verein "Amis et Maîtres de Chiens Guides d' Aveugles au Luxembourg" gegründet, mit dem Ziel, den Blindenführhund bekannter zu machen und die Schulen finanziell zu unterstützen. Der Verein ist Mitglied der Association "Info handicap".

In Luxemburg gibt es laut asbl Präsident Welter etwa ein Dutzend möglicher Blindenführhund-"Nutzer", momentan haben sechs Sehbehinderte einen Hund, eine "Kandidatur" läuft im Ösling. 1000 Fördermitglieder und etwa 30 Aktive zählt der Verein. Ein Etappensieg: Die Sehbehinderten dürfen ihre Hunde mit in die Supermärkte nehmen; es gibt sogar eigens Aufkleber, die "Hunde verboten, Blindenhunde erlaubt" aussagen (siehe Bild unten). Und auch im Supermarkt ist Orfee ganz sicher brav. Arbeiten wird die siebenjährige Hündin wohl noch ein paar Jährchen. Dann bekommt sie ihr Gnadenbrot, wahrscheinlich bei ihrem "Leih-Herrchen" Welter. "Doch das dauert noch!", bekräftigt Roland Welter. "Orfee ist fit!"

  • www.chienguide.org
Bild: Aufkleber

Dieser Aufkleber gewährt Blindenhunden "Freie Bahn" in Gebäuden.


 

 

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