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18.08.2009

Den Weg auch im Dunkeln finden

Für Menschen, die blind oder stark sehbehindert sind, ist es in Luxemburg häufig sehr schwer, sich zurechtzufinden. Die öffentlichen Busse sind genauso wenig blindengerecht wie Ampelanlagen oder Fußgängerüberwege. Manchmal kann es sogar lebensgefährlich werden.

LUXEMBURG - Es ist 10.40 Uhr und der Zug, in dem Roland Welter sitzt, fährt in den hauptstädtischen Bahnhof ein. "So, und auf welcher Seite steigen wir jetzt aus?", fragt der 56-Jährige, während er das Geschirr seiner zweijährigen Blindenhündin Clochette in die Hand nimmt und aufsteht. Roland Welter hat eine genetisch bedingte degenerative Gesichtsfeldverengung. "Stellen Sie sich vor, Sie rollen eine Zeitung zusammen und gucken durch diese Röhre. So viel sehe ich, und nicht mehr", erklärt Welter, der im "Centre hospitalier du Luxembourg" als Telefonist arbeitet.

Andere Fahrgäste haben sich aber schon vor der Tür versammelt und so kann sich Roland Welter auf sein Gehör verlassen und den aussteigenden Fahrgästen folgen.
"In den Zügen in Luxemburg wird nicht angesagt, auf welcher Seite der Bahnsteig am nächsten Bahnhof ist", erklärt Welter. Für Menschen, die blind sind oder eine starke Sehbehinderung haben, sei es deswegen sehr schwer, Züge problemlos nutzen zu können. "Außerdem gibt es Züge, in denen sich die Türen auf beiden Seiten öffnen lassen, wenn der Zug im Bahnhof steht. Das ist lebensgefährlich. Stellen Sie sich vor, sie machen die Tür auf der falschen Seite auf und steigen aus."
Foto: Roland Welter mit Führhündin Clochette bei einer Fußgängerampel.
Kommt Roland Welter mit seinem Blindenhund an eine Stelle, an der es mehrere Zebrastreifen gibt,
wird es für das Tier schwierig, die Orientierung zu behalten.

Doch diese fehlenden Ankündigungen sind nur eine der Schwachstellen bei den CFL. Zwar gibt es am Hauptbahnhof mittlerweile Noppen auf den Bahnsteigen, um Menschen mit Sehbehinderungen vom Zug bis zur Treppe oder zum Aufzug zu führen. Doch dort enden sie dann auch. "Gerade bei der Bahn müssten sie doch wissen, wie wichtig es ist, dass Strecken durchgehend sind, sonst geht nichts weiter", schmunzelt Welter, "ein kleines Stück keine Noppen mehr, und man findet sich nicht mehr zurecht." Ähnlich problematisch gestaltet sich die Situation in der Bahnhofshalle, wo auch der genoppte Bodenbelag fehlt.

"Wenn ich mitten in der Bahnhofshalle stehe, habe ich auch keine Möglichkeit zu erfahren, von welchem Gleis mein Zug fährt", so Welter, "ich könnte in der Mobilitätszentrale nachfragen, aber wie soll ich die denn finden? Und selbst wenn ich dann irgendwie erfahren haben sollte, zu welchem Bahnsteig ich muss, habe ich immer noch Probleme, die Treppe zu finden und dann in der Unterführung gibt es keine Hinweise für Blinde, wo denn der Aufgang zu welchem Gleis ist."
  Foto: Roland Welter mit Führhündin Clochette bei einem Bus.
Den richtigen Bus zu finden, ist für Blinde sehr schwer. Akustische Hinweise könnten hier helfen.

Die Probleme, öffentliche Transportmittel zu nutzen, gehen für Blinde direkt an der Bushaltestelle vor dem Bahnhof weiter. An den einzelnen Haltestellen halten verschiedene Buslinien. "Ich muss dann immer den Busfahrer fragen, welche Busnummer das ist." Auch hier könnten akustische Signale helfen. Dabei müssten diese gar nicht für alle hörbar sein. Die Technik sei mittlerweile schon so ausgereift, dass man als Sehbehinderter mit einem kleinen Knopf im Ohr Signale und Informationen empfangen kann. "So kann dem Blinden beispielsweise mitgeteilt werden, wo man gerade ist, wann der nächste Bus kommt, welche Buslinie es ist, oder, wenn man im Bus sitzt, erfahren, welche die nächste Haltestelle ist", erklärt Welter. "Es gibt Städte, wo dieses System schon funktioniert. Das Ziel muss sein: Information für alle."

Auch die neue UN-Konvention, die Luxemburg bereits unterschrieben, aber noch nicht ratifiziert hat, sieht vor, dass Menschen mit Behinderungen, wie z.B. Blinde, das gleiche Anrecht auf Informationszugang haben wie nichtbehinderte Menschen. So liest man unter Artikel 9 beispielsweise, dass Menschen mit Behinderungen Zugang haben müssen "aux bâtiments, à la voirie, aux transports et autres équipements intérieurs ou extérieurs, y compris les écoles, les logements, les installations médicales et les lieux de travail", aber auch "aux services d’information, de communication et autres services, y compris les services électroniques et les services d’urgence".

Doch davon ist man in Luxemburg noch weit entfernt. Nicht einmal die akustischen Zeichen der Ampelanlagen sind standardisiert, geschweige denn, dass es einheitliche Normen dafür gäbe. Das Gleiche gilt für die Noppenfelder, die Blinden Orientierung geben sollen. Auch sie sind nicht genormt, was die Nutzung dieses Hilfsmittels ungeheuer erschwert. "Unser Wunsch ist es, die Städte so behindertengerecht zu machen, dass man sich in ihnen mit dem taktilen Langstock zurechtfinden kann", so Welter.
Foto: Noppen auf den Bahnsteigen
Noppen auf den Bahnsteigen sollen Blinden und Sehbehinderten helfen, ihr Ziel zu finden.
Oftmals führen sie aber ins Nichts.

Eine große Hilfe für Blinde und Menschen mit starker Sehbehinderung sind Blindenführhunde. Diese kommen als Welpen zu Gastfamilien und werden dann 18 Monate lang für ihre künftige Aufgaben ausgebildet. Der Blindenführhund hilft seinem Herrchen oder Frauchen, vor allem Hindernisse zu umgehen. "Wenn mein Hund nicht zusammen mit mir an einem Hindernis vorbeikommt, bleibt er stehen", so Welter. "Das geht problemlos. Schwierig wird es aber immer an den Tagen, an denen die Müllabfuhr kommt. Dann wird der Gang über den Bürgersteig zum Hindernislauf für mich."

In der Zwischenzeit ist Roland Welter mit seiner Hündin Clochette am Busbahnhof vor der "Gare" angekommen. Ein Bus fährt ein. Welter fragt den Busfahrer nach der Linie. Es ist die 22, seine Linie zum "Centre hospitalier". Der barrierefreie Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln, Gebäuden sowie zu Informationen bleibt eine große Aufgabe für die Zukunft. Auch Piktogramme und Informationen in Brailleschrift gehören dazu. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg. "Denn die Barrierefreiheit fängt in den Köpfen der Menschen an", sagt Welter und steigt in seinen Bus.

Foto: Führhündin Clochette

Wünsche eines Blindenhundes

Um mich nicht bei meiner Arbeit zu stören, beachtet bitte folgende Punkte:
  • Bitte streichelt und lockt mich nicht, wenn ich mein Führgeschirr trage!
  • Bitte füttert mich nicht!
  • Bitte haltet eure Hunde zurück!
  • Bitte fasst mich nicht an und haltet mich nicht am Führgeschirr fest, weil das mich nur verunsichert!

Ihr könnt aber gerne eure Hilfe anbieten:
  • um meinem Frauchen oder Herrchen zu sagen, wann die Ampel auf Grün steht, weil ich keine Farben deuten kann,
  • um ein Gebäude aufzusuchen, weil ich die Hausnummern nicht lesen kann,
  • um anzusagen, welche Busse aus welcher Richtung einfahren, und um Haltestellen aufzuzählen.

 

 

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Chiens Guides d'Aveugles au Luxembourg   -   www.chienguide.org